Neu entdeckte Freiheit
Es sind wieder zwei Wochen vergangen und so langsam reiht sich nicht mehr ein Ereignis an das andere sondern Geschehnisse werden überschaubarer, planbarer - fassbarer. Die Komfortzone ist wieder erreicht?!
Ich wohne jetzt schon knapp zwei Wochen hier in diesem kleinen grünen Reich am Rande von Arusha. Es kam einer kleinen Befreiung gleich das Haus am Fusse des Kilimanjaros zu verlassen, es war einfach zu kalt und einsam dort. Hier kann ich in zehn Minuten zu Fuss die Hauptstrasse mit Busanschluss, in 15 Minuten das nächste Restaurant und in 20 Minuten einen Supermarkt erreichen. Das Stadtzentrum Arushas, drittgrösste Stadt Tansanias, ist mit dem Auto eine gute halbe Stunde entfernt. Das Häuschen steht am Rande einer Farm, auf der unter anderem Mais, Kaffee und Kräuter angebaut werden. Durch den relativ abgeschlossenen Farmbereich ist es sehr ruhig, grün und eine perfekte 5 km Laufrunde beinhaltet das Gelände auch. Nur Mücken gibts für meinen Geschmack zu viele.. wahrscheinlich aufgrund der Bewässerungsanlagen und nahe gelegenen Flussläufe.
Seitdem ich im Juni nach Tansania gekommen bin, habe ich schon viele Menschen gesprochen und sie befragt zur aktuellen Lage der medizinischen Versorgung, der verschiedenen Krankenhäuser, der ökonomischen und politischen Lage Tansanias und vieles mehr. Es erscheint mir wie ein Privileg die Möglichkeit zu haben, mir ein umfängliches Bild zu machen Vorort, so viele Menschen kennenzulernen und verschiedene Meinungen zu hören. Mir die Zeit hierfür zu nehmen, die Unsicherheit der Arbeitslosigkeit bzw Erwerbslosigkeit in Kauf zu nehmen und mich auch treiben zu lassen. So auch meinem Kopf und meinem Bauch Zeit zu lassen, zu denken und zu fühlen, um herauszufinden, was ich wirklich möchte. Diese Freiheit hatte ich mir bisher so noch nie gegönnt. Ja, ich habe mir viele Auszeiten während meiner Ausbildung genommen und dabei viel Freiheit genossen. Meine ersten sechs Monate Auszeit nach zwei Jahren Chirurgie in Berlin Köpenick verbrachte ich in einem 40 Jahre alten Camper unter anderem in Marokko. Dass ich in dieser Zeit meine Doktorarbeit grossteils fertig geschrieben habe, fühlt sich in der Rückschau nebensächlich an. Die zweite Auszeit folgte nach zwei weiteren Jahren in der Orthopädie in Thun. Zehn Monate Zanzibar, leben im tropischen Paradies und ehrenamtlich arbeiten an zwei ländlichen Krankenhäusern. Der Unterschied war und ist, dass ich damals immer eine Anschlussstelle in einem neuen Ort zu einem bereits fest vereinbarten Zeitpunkt hatte. Das hat mir auf jeden Fall Sicherheit gegeben, so konnte ich die Auszeiten von Anfang voll geniessen oder mich in die jeweilige Tätigkeit ohne Gedanken an die Jobsuche stürzen. Ich bin umso glücklicher, dass es sich diesmal anders ereignet hat und ich jetzt eine ganz andere Freiheit geniessen kann.
Die Bilder sind nun endlich von meiner neuen Oase am Rande von Arusha mit wundervollem Blick auf meinen Lieblingsberg, den Mount Meru.
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