eine wunderbare geschichte..

hallo,
gerad hab ich eine mail von einer freundin aus daressalam bekommen, die ich um einen gefallen gebeten habe und die sich daraufhin mit einer hingabe ;-), einem durchhaltevermögen und einer bissfestigkeit bis zur beginnenden aggressivität mit einem teil der tanzanischen bürokratie beschäftigt hat, die ich nie an den tag gelegt hätte. Vielen vielen Dank und die Geschichte ist so schön und auch so schön geschildert..dass sie hierhin gehört!:

p.s.: es geht um eine kostenrückerstattung einer zugfahrkarte von kigoma nach daressalam für denis und mich, diese wurde mir in kigoma vom stationmaster zugesichert!
p.s.: wir sind übrigens von kigoma nach daressalam geflogen, weil wir den zug in kigoma um fast ne woche verpasst hatten!!

Hier noch die Geschichte zu der Fahrkarte:Also: Jana und ich sind am anfang noch zusammen hingegangen und haben erstmal an der Station nachgefragt. der Station Manager war natürlich erstmal nicht zu sprechen, dann war da doch jemand und dem haben wir alles brav erklärt. Dann meinte er, es ist zu spät (war ende der woche Freitag oder sogar samstag) und sagte wir sollen am Montag wieder kommen, dann zeigt er uns wo wir hin müssen. Wir also brav am Montag wieder hin und wurden dann auch in ein anderes Gebäude geschickt. Dort sind wir erstmal zu einem anderen netten Herrn geschickt worden, haben dem brav alles geschildert. Naja, war der falsche, der hat uns dann wieder runter geschickt, zu einem anderen Herrn. Dieser Herr wurde dann auch mein ansprechpartner für die nächsten 4 oder 5 Treffen. Ein älterer Herr mit Brille die nicht auf seine Nase gepasst hat (sah immer etwas schief aus wie die da so verloren herumsaß). Dem haben wir dann noch eine ganze Menge Fragen beantworten müssen und haben uns daher schnell eine Geschichte gesponnen, dass Jana die zweite Person gewesen wäre und das du krank gewesen wärst und soweiter. Wie bist du eigentlich von Kigoma nach dar gekommen? (Eine frage die nie beantwortet wurde). Wir also ganz freundlich: Er müsse nur bei der Nummer anrufen und dann könnte er uns das geld auszahlen, da ihm die Dame an der leitung sicher versichern würde, dass das Ticket nicht benutzt wurde.Pustekuchen! Tanzania ist das Land der Bürokratie, aber leider nicht das Land der Telefonleitungen oder Computer. wir müssen einen Schriftlichen Antrag schreiben, der den ganzen sachverhalt schildert, der muss dann eingereicht werden, dann würde er einen Brief nach Kigoma schreiben und dann auf eine schrifltiche Antwort warten, die bestätigen würde das das Ticke nicht benutzt wurde. Dann würde er einen Bericht schreiben, den an den Finanzheini hier in Dar schicken und dann würde der nach einiger Bearbeitungszeit (sind ja alles viel beschäftigte Menschen) einen Scheck ausstellen, den wir dann einlösen könnten.Aha!
Also wie lange?
Hmm, so einen Monat.
Nöööööööööt! Wir reisen nach Deutschland zurück, warum er nicht einfach anrufen würde.
Lange Diskussion in dem wir den ganzen Vorgang noch einmal erklärt bekommen (Danke...)Wir schreiben den Brief. Das heisst ich frage was in den Brief muss. Er schreibt den Brief (inklusive Adresse, Datum und Betreffzeile. Kritzelt statt der unterschrift ein paar striche aufs papier. Verdammt! Jetzt muss ich das nochmal abschreiben. Korrigiere die Grammatikfehler und geben ihm seinen/unseren Brief ab.)
Hmm, er wird von seinem privaten Handy in Kigoma anrufen. Aber das müssten wir im schon bezahlen. am besten gleich. Wir kein Geld, studenten und so. Zahlen ihm das wenn wir das Geld haben. Jaja.Na gut, er wird anrufen. Niemand da. Einen Brief muss er sowieso schereiben. Aber er wird ihn telegrafieren (willkommen im 21. Jahrhundert). Das drehtelefon auf seinem Tisch funktioniert übrigens nicht nach Kigoma (überall sonst hin,a ber nicht nach Kigoma. aha.)Okay, wir kommen in 2 Tagen wieder.
2 Tage später:Bado(Noch nicht auf kiswahili).Aber dafür haben wir detailiert erklärt bekommen wie viele Anrufe er von seinem Handy aus gemacht hat. Sein privates natürlich. Ob wir ihm nicht Geld geben wollen.Wir deutschen hätten doch so viel. Telefagriert hat er auch (wir sind ja so stolz).
Eine Woche später: Bado. Aber er hat angerufen. die Antwort ist unterwegs. Wir können in zwei tagen wieder kommen. Also ich. Jana ist dann nämlich wieder in Zanzibar. Ich sage ihm das ich am Freitag fliege. Bis dahin muss das fertig sein. Er erklärt mir zum xten mal den Vorgang.
Aha.
Ich komme am Freitag in aller frühe mit einer Freundin wieder. Wir wollen zum Strand. Wir erzählen unser Flieger geht um 2. Natürlich ist noch nichts fertig. Die Sekretärin wird heute seinen Brief abtippen und dann geht es zum Finanzheini. Nächste Woche sei es vielleicht fertig. Ich: ich reise ab! Er: kann ich das nicht verlegen. (???!!!)
Nagut wir gehen zur sekräterin. Die arme frau ist sehr beschäftigt. Einen riesen Stapel papier zeigt sie uns. Sie tippt sehr langsam. Sehr laaaaaaaaaaangsam. Aber sie macht unseren Antrag gleich. Ich werde langsam wütend. Wir gehen zurück ins Büro. Warten... unser flieger... räusper...wir gehen zurück. Sie ist fertig. hmm, das wird nicht fertig heute. Das hätte keinen sinn meint er. Ob das nicht jemand anderes hohlen könnte.
Oder ob wir ihm das Geld nicht lassen wollen. Das hatte ich befürchtet. Er will das Geld selber. Neee, das geht aber nicht. meine Freundin (also du) würde denken ich hätte ihr geld gestohlen. ich erkläre ihm das. Er versteht. Natürlich. Aber es geht nunmal nicht schneller. Gut, sage ich, dann hätte ich gern das Ticket wieder, damit ich es dir geben kann. Da wird er patzig. Nein, das geht nicht. das kann er nicht machen. Aber ich kann einen Brief schreiben, dass ich auf das Geld verzichte (Bitte!! damit er den Brief wegwirft und sich das Geld selbst ausbezahlen lässt! Nee, so nicht) Ich werde richtig wütend. (hab mich da etwas reingesteigert) Ich schreie ihn an. ich folge ihm in das Büro seines Bosses. Verlange das Ticket. Sie weigern sich. Ich werde laut. ich drohe es zu berichten (wem weiss ich selber nicht, der deutschen botschaft, der Korruptionsbehörde?). Sie verstehen es als Drohung. Drohen im gegenzug die Polizei zu rufen (was mache ich da eigentlich?). Ich sage schön. Sie sagen in den Regulationsordnung steht dass das ticket eigentum der Bahn sei und ich es nicht behalten dürfte auch wenn ich dafür bezahlt hätte (also du). Ich frage wo? Sie sagen sie werden es mir zeigen. Bücher werden aus einem Alten Schrank geholt. es sind die falschen. Das "richtige" Buch wird umstädnlich gesucht. Mittlerweile sind zwei Stunden vergangen. Das buch wird gebracht. Der Boss fragt mich ob ich zufrieden wäre, wenn er mir jetzt die Regeln im Buch zeigen würde. ich sage "show me!" Er patzig: Ich habe eine frage gestellt! Das Buch wird nie geöffnet. Statt dessen macht er einen Anruf auf Swahili. Ich höre "pesa yake". Ich spitze die Ohren. ich werde zum Büro des Big Boss geführt. Er ist in einem Meeting. Wir sollen warten. er kommt nicht. Die Sekretärin lässt sich den Vorgang erklären. Dann sagt sie wir können den Big Boss ruhig im meeting stören. Wir gehen los um ihn zu stören und treffen ihm auf dem Flur. Er ist nett, er lächelt nimmt meine hand, bittet uns in seinen kitschig-häßlichen Sofas platz zu nehmen. Er läßt sich alles erklären, macht einen schnellen Anruf, dann kritzelt er etwas auf die Unterlagen, setzt seine unterschrift drunter und sagt zu dem netten Herrn mit der schiefen Brille, er solle uns in die Station zum Station Master führen und sicherstellen,dass wir unser Geld bekommen und zwar schnell. Dann wünscht er uns auf Deutsch auf Wiedersehen (er ist Inder oder Libanese) und wünscht uns eine schöne Heimreise.
Wir laufen zur Station...gehen...langsam.. schief-brille ist sehr sehr langsam. Dort warten wir nur noch vor drei verschiedenen Büros mit Menschen mit kritischen Stirnrunzeln und müssen dann doch noch einen stempel besorgen. Dann werde ich nach einer weiteren halben Stunde zur Kasse gebracht. ich bekomme doch tatsächlich Bargeld auf die Hand!! Ich kann es nicht glauben! Es ist wahr! Es hat geklappt! Ich kann mein Glück nicht fassen. Ich bin erleichtert. Schief-brille auch. Er erzählt mir wie geschockt er ist, dass ich ihm gedroht habe. Ich gebe ihm 10.000 für seine Telefonkosten (viel zu viel) er ist glückich und strahlt. ich auch. Regina und ich wollen los. schliesslich geht unser flieger in 1,5 Stunden (hätten wir nie geschafft wenn wir tatsächlich zum flieger hätten müssen). es pisst in strömen. lol. Wir gönnen uns ein taxi und fahren zu einem Hotel und gönnen uns einen Capuccino. Das haben wir uns verdient. :-)

Vielen dank nochmal an marion! und man glaubt garnicht was für ein großer unrterschied zwischen küste und tiefem hinterland besteht...dass man von daressalam über landline kigoma nicht anrufen kann, stimmt!
Ich hatte meinen spaß die geschichte zu lesen und konnt mich irgendwie gut in sie hineinversetzen..
kann aber drüber lachen, ich hoffe sie auch, und ich hätte schon viel früher aufgegeben!

liebe grüße nach afrika..bis bald
deine judith

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