juu ya mawingu - über den wolken

Wir sind in den Usambara Mountains und schweben über den Wolken. Tatjana ist zu Besuch und wir haben uns zu zweit auf einen Kurztrip begeben. Wir sind atemberaubend schnell und unkompliziert mit einem Miniflugzeug nach Tanga, was an der Nordküste Tansanias liegt, geflogen und sind am nächsten Tag deutlich langsamer und beschwerlicher nach 7 Stunden in Mambo, einem atemberaubend gelegenen Dorf in den Usambara Mountains, angekommen.

Der Gegensatz zwischen Zanzibar und den Bergen, die nur circa 150km hinter der Küste liegen, ist gross und geprägt durch die Geografie. Auf 1500 Metern über dem Meeresspiegel befindet sich hier der Gemüsegarten Tansanias. Es werden unter anderem Kartoffeln, Mais, Kohl, Tomaten, Zwiebeln, Blumenkohl, Karotten und Paprika angebaut. Die Erde ist dunkelrot, fruchtbar und kann bis zu drei Ernten im Jahr erbringen. Trotzdem sind die Menschen hier sehr arm und weit abgeschieden von Bildung und medizinischer Versorgung. Wir haben von den Besitzern der Mambo View Point Eco Lodge erfahren, dass der Grossteil der Bevölkerung nicht über 10 hinaus rechnen kann, was das effiziente Wirtschaften mit Ausgaben, Umsatz und Ertrag schwer macht. Hermann und Marion haben vor 6 Jahren begonnen die Mambo View Point Lodge zu bauen mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklungsarbeit in diesem ländlichen Gebiet Tansanias. Probleme gibt es auch hier genug und eines der grössten, den Mangel an Trinkwasser, konnten sie schon direkt zu Beginn lösen. Da sie für ihre Lodge selbst Wasser brauchten, suchten sie danach und fanden es in einem benachbarten Wald, hier bauten sie Wasserauffangbecken und verlegten Rohre von hier zur Lodge und in alle benachbarten Dörfer. Wasser in Reichweite – ein Segen!
Da auch hier selten ein Problem allein kommt und die meisten eng zusammenhängen haben die beiden inzwischen mehr als 50 Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen, Bildung und Gesundheit in den umliegenden Dörfern gegründet und schon viele davon erfolgreich umgesetzt. Das Geld hierfür kommt aus den Einnahmen der Lodge. Dass die beiden sich für ein Leben in den Usambara Mountains entschieden haben ist sicher mit der wichtigste Faktor für eine nachhaltige Entwicklungsarbeit. Und Nachhaltigkeit ist der schwierigste und kritischste Teil unserer und sicher jeder Entwicklungszusammenarbeit.


Ich habe in den letzten vier Wochen die beiden Krankenhäusern auf der Insel mit den dort arbeitenden Aerzten und Pflegekräften besser kennengelernt. Da unser Projekt an beiden Krankenhäusern stattfindet bin ich unter der Woche drei Tage in Kivunge und zwei Tage in Makunduchi.
Die Krankenhäuser unterscheiden sich in ihrer Grösse, Kivunge hat ein Einzugsgebiet mit einer fast dreifach so grossen Population wie Makunduchi und damit deutlich mehr Patienten. Das Personal ist leider an keinem der Orte ausreichend, ganz im Gegenteil über all viel zu knapp und es kommt gerade in Kivunge oft vor, dass für Stunden kein Arzt da ist, Visiten erst mittags beginnen oder schwerkranke Patienten auf die Station geschickt werden ohne von einem Senior noch einmal gesehen zu werden.
Zusätzlich zu den Engpässen, die dazu führen, dass die meisten Aerzte geplant über 50 Stunden die Woche arbeiten, ist die Bezahlung sehr schlecht. So bekommt ein Arzt hier je nach Grad seiner Ausbildung zwischen 150 und 300 Dollar Gehalt im Monat. Dieses Geld reicht nicht aus um ihren Lebensstandard zu finanzieren, so dass die meisten einen zweiten Job in einer privaten Praxis oder einem privaten Krankenhaus haben. Da sie dort mit dem gleichen Aufwand wahrscheinlich mindestens das Doppelte verdienen, ist die Motivation im staatlichen Krankenhaus anwesend zu sein und zu arbeiten nicht sehr hoch.
In Makunduchi ist der Zusammenhalt innerhalb des Führungskaders bestehend aus Hospital Managerin, Head Doctor, Matron und einigen weiteren sehr gut, so dass kaum Anwesenheitsprobleme bestehen und trotz grosser Knappheit an Personal die Patienten relativ gut versorgt werden. In Kivunge sieht es leider nicht so gut aus, speziell die wechselnde Führung durch junge Aerzte und ein Hospital Manager, der aus verschiedenen Gründen vom Personal nicht vollständig anerkannt und akzeptiert wird, beeinträchtigt die Disziplin und Arbeitsmoral des gesamten Personals. Auch Unterrichten fällt unter diesen Umständen schwer und kommt leider oft viel zu kurz, da die Priorität bei den Einzelnen woanders liegt.
Mein Projekt geht langsam voran, leider konnte ich noch nicht genug Aerzte finden, die an der von uns geplanten chirurgischen Ausbildung interessiert sind. Ob es wirklich an mangelndem Interesse liegt oder das Angebot noch nicht an alle Ohren vorgedrungen ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. In der Zwischenzeit beginnen wir im Norden und Süden der Insel in die Dörfer zu gehen und die Menschen darüber zu informieren, dass jetzt Chirurgen in den Krankenhäusern vorhanden sind und Operationen stattfinden. Im Süden haben wir ausserdem begonnen die Primary Health Care Units, die es in jedem Dorf gibt, zu besuchen. Hier untersucht ein kleines Team aus einem Arzt, einem Pfleger und mir die Patienten und wir entscheiden ob die weitere Therapie in unserem Krankenhaus möglich ist oder sie hierfür nach Zanzibar Stadt in das nächstgrössere Regierungskrankenhaus gehen müssen.
Neben dem Chirurgieprojekt beteilige ich mich an täglichen Visiten und der Patientenversorgung in beiden Krankenhäusern. Die Aerzte vorort sind oft froh, wenn sie Unterstützung erhalten vor allem bei Patienten mit unklaren Krankheitsbildern. Ich bin sehr froh, dass ich in Mwanza gelernt habe zu sonografieren und ich jetzt mit meinen Ultraschallkenntnissen Patienten selbst untersuchen und gleichzeitig den Aerzten hier die Basics des Sonografierens beibringen kann. Das macht auch mir sehr viel Spass und die Erkenntnisse sind oft sehr hilfreich.

Genug zu meiner Arbeit hier :) Flo ist Ende Oktober auch auf Zanzibar angekommen und seitdem wohnen wir gemeinsam in Kizimkazi. Unsere kleine Lodge wird täglich grösser und schöner und unseren Gästen hat es bisher sehr gut gefallen. Ich fühle mich hier sehr wohl und täglich wird es mehr unser Zuhause. Drei Tage in der Woche arbeite ich in Kivunge und wohne gemeinsam mit meinen englischen Kollegen in Nungwi. Die Abwechslung zwischen den Orten und den Menschen find ich super, langweilig wird mir sicher nicht :)

Karibuni wote Zanzibar!!

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