Karatu - über sanften Hügeln, im Staube verweht



Seit fünf Tagen bin ich nun wirklich in Karatu. Ich habe eine kleine Wohnung gefunden, die tatsächlich für einen fairen Preis ziemlich gross und möbliert ist. Sie ist noch dazu nur circa 3-4 km, von dem Krankenhaus entfernt, in dem ich die nächsten 5 Wochen arbeiten werde. Und es kommt noch besser, über meinen Vermieter habe ich mir schon am zweiten Tag ein gebrauchtes Mountainbike gekauft! 

Oh, diese Freiheit mich nicht nur laufend sondern nun auch fahrend selbstständig bewegen zu können ist unermesslich!




Karatu ist ein kleines Städtchen am Fusse des Ngorongoro Kraters, das vor allem für und vom Tourismus lebt. Die Stadt hat tausende kleine Gästehäuser, wo die Tourguides einkehren, nachdem sie ihre Kunden in einem der hundert Hotels in dieser wunderschönen Umgebung abgesetzt haben. Die hier ansässige Bevölkerung lebt wie die meisten Menschen in ländlichen Regionen Tansanias von Landwirtschaft. Die Stadt liegt auf 1700m Höhe, der Kraterrand, den man von hier aus in circa 60 Autominuten erreichen kann, liegt auf 2300m Höhe. Die Umgebung ist ausserdem geprägt durch den Kaffeeanbau, der angeblich mit den besten Kaffee Ostafrikas erzeugt. 

Die grünen Hügel und die rote Erde erzeugen eine sehr typisch ostafrikanische Ästhetik.. fehlen nur die Giraffen, Gnus, Zebras und Löwen. Ich bin umgeben von Touristen, Landcruisern und Nationalparks habe aber in den letzten Monaten noch kein wildes Tier zu Gesicht bekommen... so wie die meisten Menschen hier, die vielleicht mit etwas Glück in ihrer Schulzeit mal einen Ausflug in einen nahe gelegenen Nationalpark gemacht haben. Erstaunlich wie unterschiedlich die Welten sind, wobei mich das an die Schweiz erinnert, wo die Bergwelt auch für viele aus verschiedenen Gründen nicht erreichbar oder nicht interessant ist.



Mein Start im Krankenhaus war sehr gut, ich wurde wie üblich in Tansania sehr freundlich empfangen. Ich  habe die ersten Tage an der Seite des Chirurgen und einzigen Facharztes verbracht und dabei schon Einblicke bekommen, für die es sich gelohnt hat herzukommen. Das Patientenklientel besteht aus der traditionell hier ansässigen von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerungsgruppe der Iraqw und den Maasai. Ein grosser Teil der Maasai, die sich hier im Krankenhaus vorstellen, leben noch ein sehr traditionelles Leben und sind verhältnismässig ungebildet und arm. Fehlende Aufklärung und fehlende Ressourcen führen dazu, dass noch sehr häufig traditionelle Medizinmänner bzw - Frauen zuerst konsultiert werden und häufig erst in fortgeschrittenen Stadien ein Krankenhaus aufgesucht wird. Aber auch in allen anderen Bevölkerungsgruppen und insbesondere der ländlichen Bevölkerung führt Armut zu einem späten Gang zum Arzt bzw ins Krankenhaus und die bei uns üblichen Routine Checkups und Vorsorgeuntersuchungen werden so gut wie nie durchgeführt. Die Hauptkiller unter Erwachsenen, ausserhalb von Unfällen und Schwangerschaft/Geburt, sind hier ähnlich wie bei uns auch Diabetes mellitus und arterielle Hypertonie. 



In meinen ersten Tagen hier durfte ich auch schon zwei kleinere Operationen durchführen und einen Vortrag  halten, was mir beides Spass gemacht hat. Meine allgemeinchirurgische Seele freut sich sehr über das riesige Spektrum an Eingriffen, die mein Kollege hier tagtäglich durchführt -  heute bestand der Tag unter anderem aus zwei Tonsillektomien, einer Urethroplastik und einer Revisionslaparatomie. Die Einführung der  Laparoskopie und damit der minimalinvasiven Operationsmethoden ist aber auch bereits Thema und wäre für mich Voraussetzung für eine Vertragsunterzeichung.

Die nächste Zeit bleibt spannend und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Post, wenn wieder mehrere Wochen vergangen sind und dieses spannende ereignisreiche Leben hier mir weiter seine diversen Seiten gezeigt und mich viel Neues gelehrt hat.

Ganz liebe Grüsse aus der staubigen aber wunderschönen Umgebung Karatus!




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